Aktuell freue ich mich wieder sehr über die Events, die hier und dort stattfinden. Das sind zum einen die Veranstaltungen und Programmaktionen von Radio Regenbogen und REGENBOGEN ZWEI, zum anderen aber auch weitere Open-Air Festivals, die ich fotografisch festhalten darf, wie beispielsweise der VR-Sommerpark in Billigheim-Ingenheim in der Südpfalz.
„Oft zeigen sie die Situationen auf und neben der Bühne, die die Besucher zwar gesehen, aber nicht gefühlt haben“
Was mich besonders freut, ist das positive Feedback, welches ich immer wieder auf meine Bilder bekomme. Sie seien außergewöhnlich und transportieren die gute Stimmung und den Spaß, den die Besucher hatten. Schaue ich mir einige Bilder von manchen Kollegen aus der Branche an, so verstehe ich das Feedback, da viele Eventfotos eher „gewöhnlich“ sind. Die Fotografen machen ihre Arbeit keinesfalls schlecht, aber oft zeigen sie die Situationen auf und neben der Bühne, die die Besucher zwar gesehen, aber nicht gefühlt haben. Das mag jetzt zwar irgendwie pathetisch klingen, dennoch liegt dem etwas inne, was ich hier einmal versuchen möchte, zu erklären.

Mareike Makosch von Radio Regenbogen am Schlagzeug
Ich bin nicht (nur) zum Arbeiten da
Diese Überschrift klingt erstmal platt, ist aber wichtig. Wenn ich auf eine Veranstaltung gehe, die ich fotografisch dokumentiere, dann muss ich dort selbst auch Spaß haben – das gilt nicht nur für die Tätigkeit des Fotografierens also solche, was durchaus eine Grundvoraussetzung ist, sondern auch für das Event an sich. Ist die Kulisse schön, durchdacht und praktisch? Dann freue ich mich darüber. Ist die Bühne spektakulär? Dann freue ich mich darüber. Ist das Essen lecker und wird dazu noch guter Wein gereicht? Perfekt.

Gutes Catering bei Events ist für die gute Laune der Besucher wichtig
Das alles gibt nicht nur den Gästen ein gutes Gefühl, sondern auch mir als Fotograf. Denn so bin ich mir sicher, dass gute Voraussetzungen für die Besucher geschaffen wurden, damit diese eine gute Zeit haben und das auch ausstrahlen. Letzteres ist für gute Fotos vom Publikum essenziell, steht und fällt aber trotzdem noch mit der Performance auf der Bühne.
Aber was für mich als Fotograf gilt, gilt auch für Sänger und Musiker. Fühlen diese sich wohl, zeigt sich das nicht nur auf den Fotos, sondern springt auch auf das Publikum über. Dann schaukeln sich alle Beteiligten bis hin zu ekstatischen Gefühlsausbrüchen hoch und ich als Fotograf muss nur noch draufhalten. Ein sehr dankbares Szenario, das mich umso mehr mitreißt, wenn ich das Gefühl habe, dass jeder Schuss ein Treffer ist.

Momente antizipieren – Momente der Action und der Ruhe
Mit der Musik mitgehen
Neulich hatte ich als Eventfotograf beim VR-Sommerpark in der Südpfalz genau diesen Drive, den neben den oben beschriebenen Umständen auch die Musik hervorgerufen hat. Es waren Coversongs von U2 und Coldplay. Zwei Bands, deren musikalische Brandbreite mir durchaus liegt und die Songs beinhaltet, bei denen ich dazu geneigt bin, mitzugehen. Natürlich kann und sollte ich es nicht übertreiben, aber wenn ich im Takt um die Bühne laufe (360-Grad-Aufbau) oder auch mal im Rythmus den Auslöser drücke, fühle ich mich mit der Musik und den „Muckern“ irgendwie synchronisiert, was sich auch positiv auf die Fotos und Momente auswirkt. Es macht einfach Spaß, ich bin im Tunnel und kann erst wieder aufhören, wenn die Zugabe vorüber ist, die Künstler von der Bühne gehen und das Licht langsam ausgeht.
Momente antizipieren
Natürlich, ich könnte in halbnahem Abstand zur Bühne stehen und einfach draufhalten und hoffen, dass am Ende genug dabei rumkommt, sodass es reicht. So bin ich aber nicht. Wenn ich die Songs kenne oder den Aufbau von Refrains und Bridges irgendwie antizipieren kann, dann kann ich mich darauf einstellen und entsprechende Moneyshots kreieren. Covert eine Band z.B. „In The Air Tonight“ von Phil Collins, dann weiß ich, wann ungefähr das Schlagzeug an jener markanten Stelle einsetzt. Ein Moment, auf den sich auch der Drummer freut und alles in diesem Moment gibt. Habe ich mich in Position gebracht und ihn in diesem Moment halbnah oder nah drauf, perfekt.
Ähnlich funktioniert es bei Gitarrensoli oder entsprechenden Gesangparts. Das sind auch die Momente, in denen auch das Publikum reagiert. Hier muss man schnell sein und umschalten oder sich auf eins konzentrieren, damit man als Fotograf nicht beides verpasst. Auch das ist mir schon oft passiert. Aber: auch deswegen ist es wichtig, die Setlist und die Musik zu kennen und nicht nur darauf zu warten, dass in der Zugabe Pyrotechnik oder Konfetti gezündet wird.

Warten, bis das Konfetti zündet – das kann jeder!
Eine Frage der Hardware
Jetzt habe ich hier schon viel über die weichen Faktoren geschrieben, die über gute und schlechte – oder normale – Konzertfotos entscheiden. Das Foto macht der Fotograf und nicht die Kamera – ja, klar. Aber auch die Hardware trägt einen Teil dazu bei. Damit meine ich gar nicht mal die Bodys, sondern eher die Objektive. Ich kann auch mit einer in die Jahre gekommenen Canon 6D gute Fotos bei Konzerten machen, trotz langsamer Serienbildgeschwindigkeit und nur zwölf Autofokuspunkten, WENN ich ein gutes Objektiv vorne dran geschnallt habe.
Bei Tageslicht und Sonne greife ich da gerne auf das Canon 24-70mm f4.0 L für Totalen zurück. Am Body der zweiten Kamera sitzt ein Canon 70-200mm f4.0 L für Nah- und Detailaufnahmen. Bei letzterer Linse hätte ich gerne die f2.8-Variante, aber die kommt sicher noch. Auch eine lichtstarke Ultra-Weitwinkel-Linse wäre noch denkbar. Aber das ist zumindest das Setup für Daylight-Shots.
Wenn die Sonne am Himmel untergeht, wechsele ich dann auf zwei sehr lichtstarke Kollegen. Für Totalen/Halbtotalen nutze ich dann das Sigma 35mm f1.4 Art und für Tele-Aufnahmen das Canon 85mm f1.2 L. Letztere ist ein absolutes Monster, nicht nur was Bokeh und Bildqualität angeht, sondern vor allem vom Gewicht her. Über ein Kilo Glas, welches der Autofokus auch nicht allzu schnell bewegen kann. Aber es lohnt sich immer wieder, wenn man die Parameter kennt und weiß, damit umzugehen. Je nach Lichtdesign und Nähe zu den Musikern auf der Bühne lassen sich so sehr gute Ergebnisse erzielen.

Blickwinkel und Perspektiven im Bühnenchaos finden und nutzen
Wie schon erwähnt nutze ich meistens zwei Kameras mit jeweils einem Weitwinkel und Teleobjektiv. So kann ich je nach Situation schnell wechseln und muss nicht die Objektive tauschen oder auf eine weit weniger lichtstarke und qualitativ schlechtere ODER sehr teure Zoom-Objektiv-Variante setzen. Ich bin aber eh der Meinung, dass sich Festbrennweiten bei nächtlichen bzw. Indoor-Konzerten besser eignen, da sie eine bessere Abbildungsleistung und Lichtstärke zu bezahlbaren Preisen besitzen (ok, vom Canon 85mm f1.2 L mal abgesehen ;-)).