Podcasts schießen wie Pilze aus dem Boden. Jeder, der etwas auf sich hält, entwickelt ein eigenes Format und gießt sein Wissen und seine Interessen in das Podcast-Universum.

Was mir aber immer wieder negativ auffällt, ist die unzureichende Tonqualität mancher Podcast-Hosts. Bei Interview-Formaten, dessen Aufnahmen gerade in der heutigen Zeit räumlich getrennt voneinander stattfinden, ist es wichtig, dass der Host zumindest möglichst optimal klingt. Bei Interviewgästen kann man das häufig nicht voraussetzen, doch gibt es auch da immer mehr, die rund 100 Euro in die Hand nehmen, um zumindest eine akzeptable Qualität zu erzielen, die nach einigen Minuten nicht in den Ohren schmerzt.

Auch mir ging es in den letzten zwei Jahren ähnlich. Ich dachte, dass ich mit dem Rode NT-USB schon weit genug komme, um eine Qualität zu erzielen, die ausreicht. Mir ist das besonders peinlich, da ich selbst ja einen gewissen Background beim Radio habe und es eigentlich besser wissen müsste. Deswegen musste jetzt für bestehende und zukünftige Formate ein Upgrade her.

Der Weg zum eigenen Podcast-Studio

Um eine gute Qualität zu erzielen, bedarf es gar nicht so vieler Maßnahmen. Was umso mehr hilft, um am Ende nicht doch zu viel Geld auszugeben, sind ein paar Grundlagen rund um Audiotechnik und Akustik.

Die Räumlichkeiten

Ich habe hier einen rechteckigen Raum mit rund 14 Quadratmetern. Hier befindet sich mein Schreibtisch, ein Gästebett, diverse Regale zur Aufbewahrung von Fotoequipment, Bücher, etc. – trotzdem zu wenig, damit die Dinge an eine ausreichende diffundierende oder gar absorbierende Wirkung auf Schallwellen haben. Ohne sich ein paar Grundlagen anzulesen und zu verstehen, wie sich Schallwellen verhalten, kommt man hier aber nicht weit. Also Zettel, Stift und Geodreieck rausgeholt und Aufnahme- und Abhörposition im Grundriss des Zimmers eingezeichnet. Nun ist es dabei auch wichtig, die möglichst genaue Aufnahmeposition inkl. Höhe des Mikrofons festzulegen. Ebenso die Abhörposition der Monitorboxen, falls vorhanden. Von dort gehen die Schallwellen in einem 180-Grad-Radius ab.

Jetzt kommt das entscheidende: Treffen Schallwellen auf schallkalte – also nackte – Wände, verhält sich die Schallwelle mit Eintrittswinkel = Austrittswinkel. Wer schon mal Billard gespielt hat, wird auch ohne Mathematik-Kenntnisse wissen, was ich meine. Das bedeutet, dass die eingezeichneten Linien nicht zurück auf das Mikrofon geworfen werden dürfen. Bei der Abhöre sollten reflektierte Schallwellen nicht noch einmal auf das Gehör treffen, sondern eben nur die Schallwellen, die direkt aus dem Lautsprecher kommen. Zeichnet also diese Linien mit den entsprechend gleichen Austrittswinkeln an den Wänden ein. So bekommt ihr ein guten Überblick dafür, wo sich die Schwachstellen befinden.

Bitte keinen „toten“ Raum erschaffen

Jetzt wisst ihr, an welche Stellen ihr Absorber anbringen müsst, damit diese reflektierenden Schallwellen nicht mehr auf das Mikrofon oder euer Gehör treffen. Mit weiteren Absorbern an der Decke über eurem Abhör- und Aufnahmeplatz eliminiert ihr dann auch unschöne Reflektionen, die von der Decke zurückgeworfen werden. Somit habt ihr schon mal ein 80 Prozent besseres Ergebnis erzielt. Die letzten 20 Prozent bestehen dann unter Umständen doch noch aus diversen Flatterechos. Das könnt ihr testen, indem ihr an verschiedenen Positionen im Raum in die Hände klatscht. Springt die Schallwelle dann von einer Wand zur anderen, entsteht ein kurzes leicht metallisch klingendes Flattern. Um diese zu beseitigen, bedarf es dann noch etwas Feintuning. Die Faustformel nach Newell besagt, dass min. 20 Prozent Absorbtion nötig sind, um die Nachhallzeit zu reduzieren. Also 20 Prozent der gesamten Wand- Boden und Deckenfläche des Raumes. Viel bringt viel, also mehr als die 20 Prozent. Jedoch ist es wichtig, nicht zu übertreiben, damit der Raum dennoch eine Klangcharakteristik behält und akustisch nicht „tot“ ist.

Viel schwieriger, als die Nachhallzeit bzw. Flatterechos zu beseitigen, sind die Raummoden. Diese beziehen sich vor allem auf die tiefen Bassfrequenzen, die sich mit viel entsprechender Absorbtion in den Ecken verhindern lassen.

So müßig die mathematisch-physikalische Komponente auch klingt, so fängt sie auch schnell an, Spaß zu machen, nicht nur bei der Produktion von einem Podcast. Beispielsweise lässt sich so auch das auditive Heimkino-Erlebnis optimieren.

Aufnahmetechnik für kleines Geld

Nachdem ich meinen Aufnahmeraum etwas optimiert habe, ging es dann an die Technik. Das wie oben schon erwähnte Rode NT-USB wanderte in die Mottenkiste, wenngleich es mit der besseren Raumakustik auch bessere Ergebnisse geliefert hätte. Was mir aber nicht gefallen hat, war der irgendwie scharfe Klang und die leichte Rausch- und Brummschleife. Für Videokonferenzen in Zeiten von Homeoffice erfüllt es aber in jedem Fall seinen Zweck.

Das Mikrofon

Was ich wollte, war ein dynamisches Bändchenmikrofon, dass auch die letzten Schwächen des Aufnahmeraumes durch seine Charakteristik nicht mehr offenbart. Die Wahl fiel da auf das Shure SM 7B. Ein Mikrofon und eine Modellreihe mit einer prestigeträchtigen Historie, schließlich arbeitete schon Michael Jackson mit einem Vorgänger von diesem Mikrofon. Auch in Rundfunkstudios wird dieses eingesetzt, zudem ist es ohnehin ein Allerweltsmikrofon geworden, da auch viele Streamer/Youtuber/Podcaster damit arbeiten und viele es schon sicher irgendwo schon mal gesehen oder gehört haben. Es besitzt einen warmen und tiefen Klang, der über ein paar wenige Einstellungen an der Rückseite auch noch etwas angepasst werden kann, durch Mid-Boost und Bass-Roll-Off Schalter.

Der Mikrofonarm

Da ich das Mikrofon nicht einfach an ein Tischstativ befestigen wollte, musste natürlich ein Arm her. Neben teureren und hochwertigen Modellen von Yellowtec etc. gibt es aber auch günstigere und zweckmäßigere Alternativen. Ich habe mich dann für den Rode PSA-1 entschieden. Es sieht zwar weniger nach Hörfunk-Profi-Equipment aus, aber erfüllt seinen Zweck für Podcasts und ist stabil mit zwei langen Armen.

Das Audiointerface

Jetzt, wo das Mikron steht – oder besser gesagt hängt – müssen wir das Audiosignal noch irgendwie in den Computer schleifen. Da das Shure SM 7B kein USB-Mikrofon mit eingebautem Interface ist, muss da also noch eine Gerätschaft her. Diese wäre zwar mit einem Shure MV7 obsolet, doch ist die Gefahr bei eingebauten Interfaces, dass diese unschönes Rauschen oder Störgeräusche mit sich bringen. Also griff ich zum iD4 von Audient. Dieses kommt mit einem Eingang für ein Mikrofon daher, einem DI für Instrumente, Monitor- und Kopfhörer-Anschluss. Alles, was ich brauche.

Warum das Interface von Audient und nicht das Focusrite Scarlett 2i2 3rd Gen, das mehr oder weniger einer der Bestseller auf dem Gebiet ist? Nun, ich hatte nach ein paar Recherchen schnell herausgefunden, dass das Shure Mikrofon verdammt hungrig nach Vorverstärkung ist. Und das bietet das Focusrite wohl nicht mit der Power, wie das Audient.

Vorverstärkung für das Mikrofon

Was die Mikrofonierung angeht, kommt jetzt aber die wichtigste Komponente. Schließt man das Shure an das Audient oder Focusrite, muss der eingebaute Preamp, also der Vorverstärker, sehr weit aufgedreht werden, weil das Shure wie beschrieben sehr viel Power braucht, um in angebrachter Lautstärke sein Potenzial auszuspielen. Natürlich ginge das, wenn ihr diese Konfiguration so nutzt, allerdings hat ein eingebauter Preamp in einem Interface dann auch das Potenzial, schnell mal zu rauschen, je höher man den aufdreht. Die Alternative wäre ein größerer Preamp, der fürs Podcasting meiner Ansicht nach zu überdimensioniert ist, sondern dann eher für Singer/Songwriter interessanter wäre. Die Lösung hier ist hingegen der TritonAudio FetHead. Ein Preamp, der einfach zwischen das Interface und das Shure gesteckt wird und mit seinen 27db Verstärkung den Preamp vom Interface entlastet und somit die „Sollbruchstelle“ Rauschen eliminiert.

Abhör-Monitore

Nach einer Aufnahme muss ein Podcast noch produziert, optimiert und ggf. geschnitten werden. Klar, das könnt ihr auch mit Kopfhörern machen – dazu nutze ich schon seit vielen Jahren die unkaputtbaren Beyerdynamik DT-770 Pro. Allerdings lohnt es sich auch, in ein paar gescheite Nahfeldmonitore zu investieren. Meine Wahl fiel dabei auf die KRK Rokit RP5 G4. Diese sind klein und meiner Räumlichkeit bzw. dem Layout meiner Abhörsituation angemessen. Wichtig sind dabei aber noch ein paar Stative oder Wandhalterungen und eine Entkopplung vom Untergrund, da dieser sonst als Resonanzkörper dient und den Klang verfälscht.

Zusammenfassung

Es bedarf also nicht viel, um ein qualitativ ausreichendes Setup für Podcasts zusammenzustellen. Hier noch mal eine kleine Übersicht:

Hinweis zur Transparenz: Alle Produktlinks sind Affiliate-Links von Thomann. Wenn ihr darüber etwas bestellt, werden mir Bonuspunkte gutgeschrieben. Das kostet euch aber keinen Cent mehr.

Klar, man kann immer noch mehr und professioneller machen – auch für einen Podcast. Aber alles auf einmal geht eben auch nicht. Wichtig ist jedoch, dass ihr euch ab und an mal etwas upgradet, was eure Fähigkeiten und Ausstattung angeht, wie ich bereits in dieser Podcast-Folge erklärt habe. Der Spaß kommt dann von ganz alleine.